Im Zuge der VIENNA ART WEST 2017 habe ich im September eine Schaufensterpuppe bekommen vom geschätzten Veranstalter. Jeder andere Künstler, der an der ART WEST teilnimmt, hat ebenso eine bekommen. Diese sollen künstlerisch gestaltet werden um bei der ART WEST ausgestellt zu werden.
Ich war entzückt. Eine eigene, große Puppe für mich. Seit ich Copelia - so nenne ich sie, ganz nach dem Ballett, über einen verrückten Professor, der mechanische Puppen erfindet - beschäftige ich mich mit ihr. Mache Fotos von uns in Alltagssituationen, verwende sie als Kleiderpuppe für meine Kostüme die ich nähe. Male sie an. Schmücke sie.
Es ist ein ganz besonderes, künstlerisch - psychologisches Projekt/Experiment. Ich observiere, setzte mich mit dem auseinander was ich fühle, bin ganz im Tun.
Setzte mich mit ihr, mir, auseinander. Sie ist ein Spiegel für meine tiefsten Gefühle, die ich im künstlerischen Umgang hervor holen kann. Liebe, Hass, Selbsthass, Selbstliebe, Freude, ect.......
Hier geht es natürlich thematisch in verschiedene Richtungen und es ist schwer diese in Worte zu fassen.
1. Mädchen und Puppe
Mädchen lieben Puppen. So sagt das Klischee. Ich liebe Puppen. Endlich habe ich eine. Für mich alleine. Eine große noch dazu. Ok, sie ist ein bisschen dünn und ihr Blick ist immer etwas entrückt in die Ferne gerichtet, aber ich kümmere mich um sie. Und vlt kümmert sie sich auch um mich? Also hier sprechen wir von der reinen Freude eine Puppe zu haben und mir ihr zu "spielen".
2. Die Puppe? Das Mädchen? Welche ist echt?
Mich hat immer schon das Gesicht einer Frau hinter all ihren Masken interessiert. Masken können Kleidung, Makeup, Verhalten sein. Eine Frau kann wunderschön wie eine Puppe aussehen, aber ist sie echt? Wer ist das echte Mädchen? Die Puppe, die entrückt mit Glasaugen in die Ferne blickt oder das Mädchen das mit glasigen Augen und einem starren Lächeln in die Kamera blickt?
3. Der Mensch und seine Suche nach Schöpfertum
Künstliche Intelligenz, Pinocchio, Copelia, Frankenstein - es ist die alte Geschichte vom genial-verrückten Erfinder, der etwas Künstliches zum Leben erwecken will. In Gottes Fußstapfen treten. Schöpfer sein. Die Freude und den Triumph erleben, wenn die leblos starre Schöpfung auf einmal beginnt zu leben. Es lebt....ES LEBT!!!!!! Ich fühle mich als Künstler dieser Thematik verwandt, aber nicht zu 100 Prozent.
4. Wo stehe ich in diesem Tanz?
Ich stehe etwas abseits und doch bin ich diejenige die die Fäden in der Hand hält. Ich bin die Schöpferin. Ich bin die Spielerin. Ich bin die diejenige, die sich wünscht, so schön wie Copelia zu sein - nur ein bisschen dicker. Ich wünsche mir, ich hätte ihre Perfektion. Ich kleide sie ein, ich schminke sie. Doch habe ich Abstand zu ihr. Weil ich weiß, dass sie eine Puppe ist und das einzige was sie lebendig macht, das bin ich. Mit meiner Kreativität. Mit meinen Willen fantasievoll zu sein, mit meiner Freude - so hauche ich ihr Leben ein. Ich umtanze sie, umtanze mich, spiegel mich in ihr wieder und so leben...wir.
Ich kann mich an ihr/mit ihr selbst erfahren. Reflexion.
Sie ist ein Spiegel meiner Selbst.